Z Geburtshilfe Neonatol 2005; 209(4): 135-143
DOI: 10.1055/s-2005-871306
Originalarbeit
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Morbidität und Mortalität extrem frühgeborener Kinder in Schleswig-Holstein

Nachuntersuchung von extrem frühgeborenen Kindern unter 27 + 0 Schwangerschaftswochen im korrigierten Alter von drei bis sechs Jahren in Schleswig-HolsteinMorbidity and Mortality of Extremely Low Gestational Age Infants in Schleswig-HolsteinFollow-up at Three to Six Years Corrected Age of Infants < 27 + 0 Weeks Gestation in Schleswig-Holstein, GermanyM. Rapp1 , U. Thyen1 , K. Müller-Steinhardt1 , M. Kohl1
  • 1Klinik für Kinder- und Jugendmedizin, Universitätsklinikum Schleswig-Holstein, Campus Lübeck
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Eingereicht: 31.3.2005

Angenommen nach Überarbeitung: 24.5.2005

Publication Date:
02 September 2005 (online)

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Zusammenfassung

Hintergrund: Zur Qualitätssicherung der perinatologischen Versorgung extrem unreifer Frühgeborener sind regionale Studien mit möglichst vollständiger Erfassung der geborenen Kinder erforderlich. Patienten und Methode: Eingeschlossen wurden alle Fälle aus sechs pädiatrischen Abteilungen Schleswig-Holsteins mit einem Gestationsalter (GA) < 27 + 0 Schwangerschaftswochen (ELGA) der Jahre 1997 - 1999. Die entwicklungsneurologische Nachuntersuchung der überlebenden Kinder erfolgte mit einem standardisierten Entwicklungstest (ET 6 - 6) im korrigierten Alter von drei bis sechs Jahren. Eine Behinderung wurde definiert als abweichender Entwicklungsstand im ET 6 - 6 von > 2 SD oder Feststellung einer der folgenden Diagnosen: Blindheit, Taubheit, Zerebralparese, Epilepsie und/oder shuntversorgter Hydrocephalus. Ergebnisse: Identifiziert wurden 130 Kinder, für die Neonataldaten erhoben werden konnten. 85 Kinder überlebten die Neonatalzeit und 82 bis zur Nachuntersuchung. Für 63 Kindern konnten entwicklungsneurologische Daten erhoben werden (77 % aller möglichen Fälle). Die neonatale Überlebensrate der extrem frühgeborenen Kinder zeigt in Abhängigkeit von der Gestationswoche eine stetige Zunahme der Überlebenswahrscheinlichkeit: 0/1 GA 22, 3/10 GA 23, 12/25 GA 24, 28/43 GA 25, 42/51 GA 26. In der entwicklungsneurologischen Nachuntersuchung lag bei 24 Kindern eine Behinderung vor, davon bei 14 Kindern eine Mehrfachbehinderung. Es fand sich kein signifikanter Unterschied in der Verteilung der Kinder mit Behinderung auf die Gestationswochen. Schlussfolgerung: In einem dezentralen Versorgungsnetz zeigt sich eine gute Überlebensrate nur bei Kindern der vollendeten 25. und 26. Schwangerschaftswoche. Die Morbidität bei überlebenden Kindern in dieser extrem unreifen Gruppe erscheint unabhängig von dem Gestationsalter.

Abstract

Background: Regional, population-based outcome studies of extremely preterm infants may help to assess the quality of neonatal care across centres and explain variation. Patients and Methods: We included all extremely low gestational age infants (< 27 + 0 gestational age = ELGA) of six paediatric hospitals in Schleswig-Holstein born during 1997 to 1999. The surviving children were evaluated at the corrected age of three to six years with the developmental test ET 6 - 6. The end point major disability was determined as subnormal scores in the developmental test ET 6 - 6 (< 2 SD), or any of the following diagnoses: cerebral palsy, blindness, deafness, epilepsy and/or hydrocephalus requiring a shunt system. Results: 130 infants with gestational age (GA) < 27 + 0 weeks were identified. 85 survived until discharge and 82 survived until follow-up. 63 children (77 % of all possible cases) participated in the developmental test. Neonatal survival increased with gestational age: 0/1 GA = 22 weeks, 3/10 GA = 23 weeks, 12/25 GA 24 = weeks, 28/43 GA = 25 weeks, 42/51 GA = 26 weeks. At follow-up 24 children had a major disability, among those were 14 children with multiple major disabilities. There was no significant correlation between major disability and gestational age. Conclusions: In a regional neonatal care system only infants of 25 to 26 weeks gestation but not those of lower GA show good survival rates. Major disability of extremely preterm infants seems to be independent of gestational age.

1 Bei der Beurteilung der Vollständigkeit in Datenbanken handelt es sich bei der Präzision um die Anzahl der gefundenen relevanten Datensätze geteilt durch alle gefundenen Datensätze, bei dem Recall um die gefundenen relevanten Datensätze geteilt durch alle gespeicherten relevanten Datensätze.

Marion Rapp

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